Die interne Adaption als Phase II der medizinischen Rehabilitation Suchtkranker soll auf ein Alltags- und Berufsleben vorbereiten und die dafür notwendige physische und psychische Stabilität vermitteln.
Wir teilen die Adaption im MEDIAN Adaptionshaus Daun in drei Phasen ein:
Die Vorbereitungsphase findet im letzten Drittel der fachklinischen Behandlung statt und dient der Vorbereitung auf die Anforderungen der Adaption.
Während der Vorbereitungsphase nimmt der Patient weiterhin am Basisbehandlungsprogramm der jeweiligen Klinik teil. Von einzelnen Therapiemaßnahmen kann er freigestellt werden, um an den spezifischen Behandlungsangeboten der Vorbereitungsphase teilnehmen zu können. Diese umfassen:
Interne Belastungserprobung (optional)
Lebenspraktisches Training in der Kleingruppe
Teilnahme an der abendlichen Adaptionsgruppe
Recherche, Bewerbung und Vorstellung bei geeigneten Praktikumsfirmen
Klärung und Schaffung notwendiger Voraussetzungen
Der Bereich für die Arbeitserprobung wird entsprechend den beruflichen Erfahrungen, Wünschen und Fähigkeiten ausgewählt. Wir analysieren die beruflichen Kernkompetenzen, um Stärken und Schwächen zu erkennen. In dieser Phase wird die externe Arbeitserprobung vorbereitet.
Durch die Vorbereitungsphase ist in der Regel bereits zu Adaptionsbeginn Planungssicherheit erreicht und der Patient hat sich erfolgreich um eine Praktikumsstelle beworben. Nach der Überleitung und dem Umzug in das Adaptionshaus nimmt der Patient in der Regel bereits am zweiten oder dritten Tag sein Praktikum auf. Die ersten Tage dienen der Orientierung, dem Einkauf und damit der Vorbereitung der Selbstversorgung.
Sollte der Praktikumsbeginn im Ausnahmefall nicht nahtlos stattfinden, nimmt der Patient, ggf. parallel zu weiteren Bewerbungsaktivitäten, weiter an der täglichen Bezugsgruppe in der Fachklinik teil, um die Übergangsphase zu strukturieren. Dies gilt auch für Zeiten der Nichtbeschäftigung, z.B. bei Betriebsferien, vorzeitiger Beendigung des Praktikums oder nicht bettlägeriger Erkrankung.
Folgende Maßnahmen finden im Rahmen der internen Adaptionsphase statt:
Externes Praktikum
An vier Tagen pro Woche wird ein in der Regel achtstündiges externes Praktikum absolviert.
Im Laufe der letzten Jahre konnte eine verlässliche Kooperation zu mehr als 70 Praktikums- und Arbeitsstellen aus dem handwerklichen, Dienstleistungs-, industriellen und kaufmännischen Bereich, der Kranken- und Altenpflege, der Physiotherapie, dem Bereich Gartenbau, Landwirtschaft und Touristik sowie in sozialen Einrichtungen (z.B. Kindergarten, Haus der Jugend) aufgebaut werden. Parallel dazu werden für Patienten mit unklarer oder eingeschränkter Leistungsfähigkeit geschützte Arbeitsbereiche (z.B. eine kaufmännische Übungsfirma, das überbetriebliche Ausbildungszentrum Wittlich, die Westeifel Werke Gerolstein, Werkstatt für Behinderte gGmbH, Euweco Daun, Werkstatt für psychisch Kranke) bereitgestellt.
Hierzu werden, vorbereitet und unterstützt durch die Gruppen zum Bewerbungstraining und Jobcoaching, angemessene Bewerbungen erstellt und ein begleitetes Vorstellungsgespräch durchgeführt. In Zwischenbilanz- und Abschlussgesprächen erfolgt im Praktikumsverlauf ein Abgleich von Selbsteinschätzung des Patienten in der Arbeitswelt und Fremdeinschätzung durch den Praktikumsanleiter.
Die externe Arbeitserprobung dient vor allem folgenden Aspekten:
Soziotherapeutische Begleitung
Durch die zuständigen Mitarbeiter des Adaptionsteams finden regelmäßig Bilanzierungsgespräche zu den externen Arbeitsbelastungserprobungen sowie Arbeitsplatzbesuche und Rücksprachen mit den Praktikumsanleitern statt.
Gruppe Adaption
Einmal wöchentlich findet unter Leitung eines Mitarbeiters des Adaptionsteams eine Gruppensitzung statt. In der Adaptionsgruppe besprechen die Patienten ihre spezifischen Erfahrungen und Schwierigkeiten während des Praktikums, im Umgang mit Behörden, im Alltag, bei der Freizeitgestaltung und alle weiteren Fragen der beruflichen und sozialen Reintegration. Sie reflektieren und planen die weiteren sinnvollen und notwendigen Schritte und legen einen Zeit- und Aktionsplan fest.
Hausgruppe
Einmal wöchentlich findet unter der Leitung eines zuständigen Mitarbeiters des Adaptionsteams eine sogenannte Hausgruppe mit allen Adaptionspatienten mit unterschiedlichen Inhalten statt. In der Hausgruppe werden alle durch das Zusammenleben entstehenden Probleme und Konflikte sowie die Organisation der Haushaltsführung (Reinigungsdienste, Zubereitung von Mahlzeiten und Freizeitplanung) besprochen. Zudem finden im Wechsel folgende themenorientierte Gruppen statt:
Neben dem Praktikum an vier Tagen pro Woche hat jeder Patient einen Therapietag in der Klinik. An diesem Tag ist der Patient in seiner „alten“ Bezugsgruppe, hat ein Einzelgespräch, Kontakt zu seinem Bezugsarzt und zur Sozialabteilung.
Ein wesentlicher Bestandteil der Adaptionsphase ist die rechtzeitige und zielgerichtete Entlassvorbereitung. In der Ablösungsphase bereitet sich der Patient auf die bevorstehende Lebenssituation nach Abschluss der Rehabilitation vor, um positiven Einfluss auf mögliche Rückfallrisiken zu nehmen und einen guten Übergang in den nächsten Lebensabschnitt zu gewährleisten.
Hierzu gehören die Ablösung aus der therapeutischen Situation, die Verabschiedung von Mitpatienten und Therapeuten und die Auseinandersetzung mit der zukünftigen Lebenssituation. Für jeden Patienten erfolgt eine Klärung und Einleitung der passenden Nachsorge (z.B. Beratungsstelle, Selbsthilfegruppe, betreutes Wohnen).
In den letzten Wochen geht es zudem um folgende Themen:
Schon frühzeitig wird die Wohnsituation geklärt und die wohnungssuchenden Patienten haben mit der Suche bereits zur Halbzeit der Adaptionsphase begonnen. In der Ablösephase wird die Suche intensiviert. Der Wohnungsmarkt im nördlichen Rheinland-Pfalz ist z.Zt. relativ entspannt. Alle Patienten der vergangenen Jahre, die die Adaption regulär beendet haben, fanden eine angemessene Wohnung.
Während der gesamten Adaption ist die Klärung der beruflichen Perspektive ein zentrales Thema. Bei einem großen Teil der Patienten geht es um konkrete Bewerbungen. Zum Programm der internen Adaption gehört (auch im Rahmen der Intensiv-Bewerbungstage), die auf die Person zugeschnittenen Bewerbungsunterlagen zu erstellen bzw. auf den neuesten Stand zu bringen und Stellenrecherchen mit den aktuellen Medien zu betreiben. Die Patienten lernen, über das Internet Informationen einzuholen, Arbeitsangebote zu finden und sich online zu bewerben. Patienten können sich über Umschulungen, Weiterbildungen, Ausbildungen, Ausbildungsbeihilfen, Lohnkostenzuschüsse informieren und leiten die entsprechenden notwendigen Maßnahmen ein. Den Patienten steht in der Adaption ein PC zur Verfügung, Internet kann innerhalb der Klinik kostenlos genutzt werden.
Was mache ich in den ersten Tagen nach dem Abschluss der Adaptionsbehandlung? Was fange ich mit meiner Zeit an, wenn ich keine Arbeit finde, die Qualifizierungsmaßnahme bzw. Umschulung (noch) nicht genehmigt wurde? Wo lerne ich Leute kennen und kann ich Kontakte knüpfen? Welche Möglichkeiten der Freizeitgestaltung habe ich? Welche Hilfen gibt es in Notfallsituationen?
Im Falle einer psychischen oder physischen Krise besteht in der Adaptionsphase die Möglichkeit der sofortigen Wiederaufnahme in der Fachklinik.
Bei Rückfälligkeit erfolgt zur Unterbrechung des Rückfallgeschehens, zur erneuten Stabilisierung und Rückfallaufarbeitung die Rückverlegung regelhaft nach Rücksprache mit dem jeweiligen Kostenträger. In diesem Fall erfolgt die Bearbeitung des Rückfalls nach einem für die MEDIAN Kliniken Daun festgelegten Schema, in dessen Verlauf über die Fortsetzung und Wiederaufnahme in die Adaption entschieden wird.
Neben den genannten Schwerpunkten sollen alle weiteren Anliegen soweit geklärt und erledigt werden, wie es innerhalb des zeitlichen Rahmens der Adaption möglich ist.
Bei allen Themen steht der vertraute Bezugstherapeut den Patienten zur Seite. Dabei kann es um problematische Verhaltensmuster, organisatorische Angelegenheiten oder um aktuelle Konflikte gehen. Festgelegt ist ein ausführliches Einzelgespräch pro Woche. Bedarfsweise wird auch die Betreuung durch den vertrauten Bezugsarzt weitergeführt.