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Europäischer Tag der Epilepsie

Dr. med. Markus Leisse, ärztlicher Direktor und Chefarzt der Neurologie des MEDIAN Reha-Zentrum Bernkastel-Kues,  beantwortet in einem Interview fünf Fragen zur Diagnose Epilepsie, anlässlich des heutigen Europäischen Tages der Epilepsie.

1. Was empfehlen Sie, wie man mit der Diagnose Epilepsie umgehen kann?

Dr. med. Markus Leisse: Das hängt sehr von der Ursache also der zugrundeliegenden Erkrankung des Gehirns ab. Wichtig ist Einholung fachärztlicher Beratung und das Wissen um Risiken und Gefahren im Zusammenhang mit der genauen Epilepsiediagnose, denn die Erkrankung ist sehr vielgestaltig. Auch der Ablauf einzelner Anfälle kann sehr unterschiedlich sein, bis hin zu Anfallsabläufen, die nicht sofort von jedem Laien als epileptische Anfälle erkannt werden. Auch Fachleuten gelingt das nicht immer. Ein einzelner Anfall ist aber in der Regel auch keine Katastrophe, wenn Verletzungen im Anfall vermieden werden. Wichtig ist die medikamentöse Therapie und konsequente Einnahme der verordneten Medikamente mit dem Ziel einer Anfallsfreiheit oder wenigstens Reduktion der Anfallsfrequenz. Es gibt auch „Notfallmedikamente“, die von Angehörigen oder Begleitpersonen im Falle eines Anfalls problemlos appliziert werden können, z.B. Tabletten, die sich bereits im Mund auflösen und nicht geschluckt werden müssen oder rektal applizierbare Zäpfchen.

2. Wie wirkt sich die Diagnose auf den persönlichen Alltag und das Berufsleben aus?

Dr. med. Markus Leisse: Es gibt wie schon gesagt, ein paar Risiken, die beachtet werden müssen, insbesondere bei Epilepsien, bei der Anfallsfreiheit medikamentös nicht  erreicht werden konnte. Hier sollten bestimmte Verletzungsgefahren ausgeschlossen werden, also sollten Betroffene nicht an laufenden ungeschützten Maschinen oder auf Gerüsten, Dächer o.Ä. arbeiten. Ungünstig könnte sich auch Schichtarbeit auswirken, ein geregelter strukturierter möglichst gleichförmiger Tagesablauf mit geregeltem Nachschlaf kann sehr hilfreich sein.

Auch ist die Fahrtauglichkeit (also die Teilnahme am motorisierten Kraftverkehr) oft nicht gegeben. Es gelten hier anfallsfreie Zeiträume, bis unter Umständen die Fahrtauglichkeit auch trotz der Diagnose fachärztlich und verkehrsmedizinisch wieder attestiert werden kann. In jedem Fall ist eine solche fachliche Einschätzung oder verkehrsmedizinische Begutachtung notwendig.

3. Was können Angehörige bei einem Anfall tun?

Dr. med. Markus Leisse: Erst einmal Ruhe bewahren, mögliche Verletzungsgefahren in der Umgebung des Patienten durch Möbel, Gegenstände etc. vermeiden und zunächst abwarten. Meist limitiert sich ein einzelner Anfall innerhalb weniger Minuten von selbst. Wie bereits erwähnt können vorhandene Notfallmedikamente unterstützend gegeben werden. Ist die Diagnose bekannt und keine Änderung der Anfallshäufigkeit beobachtbar, muss nicht zwingend bei jedem Anfall eine Krankenhauseinweisung erfolgen. Im Zweifel ist die Fahrt ins Krankenhaus aber nicht verkehrt.

Manchmal wird nach dem Anfall ein sogenannter postiktualer Dämmerzustand beobachtet bzw. eine gewisse Zeit der Reorientierung nötig. Meist bessert sich auch diese Situation aber innerhalb einiger Minuten merklich.

Vorsicht ist allerdings geboten bei einem sogenannten „Anfallsstatus“, bei dem Patienten über lange Zeiträume nicht aus dem Anfall herauskommen. Dieser Zustand erfordert immer ärztliche Hilfe.

4. Wie schaut die Rehabilitation bei Epilepsie konkret aus & wie kann sie den
Alltag zu Hause beeinflussen?

Dr. med. Markus Leisse: Oft geht die Diagnose Epilepsie und deren Folgen mit einer Minderbelastbarkeit und einer deutlichen Erschöpfung einher. Auch gibt es manchmal Probleme mit der Krankheitsverarbeitung. In der Rehabilitation kann man durch gezieltes und wohl dosiertes Training wieder zu Kräften kommen, sich erholen, wieder zur gewohnten Belastbarkeit kommen. Gesundheitsbildungsmaßnahmen während der Rehabilitation helfen durch Kenntnis und Wissen der Erkrankung den Schrecken zu nehmen und sich entsprechend Verhalten zu können. Während einer Rehamaßnahme kann natürlich begleitend die medikamentöse Einstellung, manchmal ist auch eine Kombination von Medikamenten erforderlich, verbessert werden, Verträglichkeit und Nebenwirkungen beobachtet und beherrscht werden. Therapeutische und Psychologische Begleitung hilft bei der Krankheitsverarbeitung. Die rehabilitative Expertise ist gut geeignet im Sinne einer medizinisch beruflichen Orientierung abzuklären, ob die gewohnte Erwerbstätigkeit weiter möglich ist oder eine andere Tätigkeit angestrebt werden sollte und die entsprechenden Maßnahmen hierzu einzuleiten, seien es Bildungs-, Quali-fizierungsmaßnahmen oder sonstige Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben oder auch am privaten gesellschaftlichen Leben.

5. Welches Forschungsergebnis hat Sie zuletzt beeindruckt?

Dr. med. Markus Leisse: Es ist kein einzelnes Forschungsergebnis, welches mich zuletzt beeindruckt hat. Es ist die gesamte epileptologische Wissenschaft und Forschung, die mich immer wieder beeindruckt, denn immer wieder gibt es beispielsweise neue Medikamente, mit deren Hilfe manchmal auch langjährige Verläufe mit häufigen Anfällen, deutlich verbessert werden können oder gar Anfallsfreiheit erreicht werden kann. Daher sollte Patienten mit epileptischen Anfällen in regelmäßiger fachärztlicher Betreuung sein. Faszinierend sind auch die nicht medikamentösen Behandlungsmethoden, wie Stimulationsverfahren und die Epilepsiechirurgie, die stetig weiterentwickelt werden.

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