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Übung macht immer Sinn!

Im Gespräch zum Monatsthema Sturz beantwortete Dr. Sven Rottländer uns fünf Fragen rund um Sturzquellen im Winter, Knochenheilung und Prävention aus dem Klinikalltag. Dr. Sven Rottländer ist Chefarzt für Orthopädie und Verhaltensmedizinische Orthopädie sowie Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in der MEDIAN Klinik Bad Lobenstein im grünen Thüringen.

Redaktion: Herr Dr. Rottländer, was sind die häufigsten Sturzursachen im Winter?

Dr. Rottländer: Im Winter kommt zu den üblichen Sturzursachen natürlich das Thema Eis- und Schneeglätte. Auch nicht zu unterschätzen sind kleine festgefrorene Hindernisse wie Steine oder Tannenzapfen, die sich sonst vielleicht bei einem Stolperschritt bewegen würden. Zudem besteht häufig schlechtere Sicht, sei es durch beschlagene Brillengläser oder natürlich kürzere Phasen des Sonnenlichtes.

Durch die Kälte meiden Menschen mit chronischen Erkrankungen, wie z. B. dem rheumatischen Formenkreis, häufig den Gang nach draußen. Neben einer reduzierten Sonnenexposition wirkt sich das negativ auf die Knochendichte aus und beeinflusst auch das Training, insbesondere der Koordination, negativ.

Redaktion: Was ist zu beachten, wenn man gerade gestürzt ist?

Dr. Rottländer: Generell ist davon auszugehen, dass der Körper über die Schmerzempfindung gut unterscheiden kann, ob eine nicht belastbare Verletzung entstanden ist. Allerdings gibt es durchaus auch Verletzungen, die initial mit Schmerz belastbar sind. Sollte es hier am Folgetag zu einer Belastungsunfähigkeit kommen, so sollte dann dringend eine klinische Abklärung erfolgen. Insbesondere beim Sprunggelenk sind Frakturen zunächst moderat schmerzhaft. Wir erleben immer wieder, dass gerade ältere Patienten eine verletzte Extremität ab dem Tag nach einem Sturz nicht mehr belasten können, sich aber nicht in ärztliche Behandlung begeben. So kommt es durchaus vor, dass nach einer Schenkelhalsfraktur erst nach einer Latenz von zehn Tagen eine Behandlung erfolgt. Angehörige sollten deswegen nach einem Sturz zum Arztbesuch motivieren.

Ist eine Person gleich nach einem Sturz unfähig, aufzustehen, so sollte der Rettungsdienst gerufen werden. Gerade in Zeiten, in denen weniger Menschen unterwegs sind, ist es daher hilfreich, stets ein Mobiltelefon bei sich zu tragen.

Als Sofortmaßnahmen nach einer Verletzung der Extremitäten sollte generell eine Kühlung, Hochlagerung und Entlastung erfolgen. Wenn die entsprechende Gliedmaße belastet wird, sollten diese Maßnahmen in den Zwischenzeiten ergriffen werden.

Redaktion: Wie lange dauert die Knochenheilung?

Dr. Rottländer: Knochen sind lebendes Gewebe, das sich immer im Umbau befindet. Grundsätzlich kann man sagen, dass nach sechs Wochen eine Stabilität besteht. Allerdings kommt es nach initial vermehrtem Knochenaufbau zu einer Zunahme der abbauenden Strukturen, um das Knochennarbengewebe wieder in den Urzustand zu bringen. Dies sieht man häufig in Röntgenkontrollen. Betrachtet man den Leistungssport – und hier sind die Krankengeschichten der Sportler ja im Fußball besonders transparent – so ist immer wieder zu bemerken, dass drei bis sechs Monate benötigt werden, um je nach Verletzung wieder voll leistungsfähig zu sein. Dieser Zeitraum ist also einzukalkulieren.

Redaktion: Wie kann ich mich vor Stürzen schützen?

Dr. Rottländer: Der wesentliche Punkt zur Sturzprävention ist das Training. Hier ist der Aspekt der Tiefensensibilität ausgesprochen wichtig. Das bedeutet, dass es in erster Linie gar nicht mal nur um die Kraft eines Muskels geht, sondern vielmehr darum, dass ein Muskel schnell reagiert. Diese Fähigkeit wird unterschwellig bei jeder Art der Bewegung geschult. Wichtig sind natürlich leistungsangepasste Übungen, beispielsweise auf instabilem Untergrund. Witterungsbezogen besteht die Möglichkeit, entsprechende Hilfsmittel zu nutzen. Dazu zählen Spikes, die einfach an Konfektionsschuhe anzubringen sind, Eiskrallen für Gehstöcke und ähnliches.

In unserer Einrichtung kommt es im Rahmen des Nordic Walking etwa einmal jährlich zu einem Sturzereignis, so dass wir unseren Rehabilitanden im regelmäßig vom Winter verwöhnten Bad Lobenstein das Tragen von Spikes freiwillig ermöglichen.

Redaktion: Ab welcher Übungsfrequenz machen präventive Gleichgewichtsübungen Sinn?

Dr. Rottländer: Übung macht immer Sinn! Allerdings sind einige Dinge zu beachten. Das Wesentlichste ist, insgesamt im Alltag viele aktive Phasen zu haben. Dies wird mit zunehmendem Alter wichtig. Unsinnig ist beispielsweise, bei Osteoporose und Sturzneigung eine seltene und zu hohe Trainingsintensität zu wählen. Lieber täglich etwas tun, was sich in den Alltag gut integrieren lässt, als eine anspruchsvolle Belastung, die zu selten stattfindet.

Unsere Redaktion ist nun motiviert bei Wind und Wetter raus in die Natur zu gehen und bedankt sich für das ausführliche Interview.

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