„Wir können feiern und fröhlich sein – auch ohne Alkohol!“ Mit diesen Worten begrüßte Frau Dr. Simone Lorenc, Chefärztin der MEDIAN Klinik Wigbertshöhe, die ehemaligen und aktuellen Patientinnen und Patienten der Fachklinik beim 45. Ehemaligentreffen am 28.06.2025.
Über 200 ehemalige Mitarbeitende, Patientinnen, Patienten und deren Angehörige waren der Einladung gefolgt und demonstrierten bei strahlendem Sonnenschein ihre enge Verbundenheit mit unserer Klinik – und mit Bad Hersfeld, dem Ort, an dem, wie in vielen Gesprächen immer wieder betont wurde, eine „Neugeburt“ in ein zukünftiges suchtmittelfreies Leben stattfand.
„Wer ist denn aus den Jahren 1989, 90, 91 da?“ – Gespannt blickt alles in die Runde. Und tatsächlich: Eine Handvoll ehemaliger Patientinnen und Patienten aus den frühen Jahren der stationären Suchtkrankenbehandlung in der Klinik ist dabei – sie wirken wie ein lebender Beweis und Ansporn für die jetzigen Patientinnen und Patienten, den oft mühsamen Kampf gegen die Sucht nicht aufzugeben. Ein Ansporn und eine Bestätigung auch für das therapeutische Personal, das an solchen Tagen die sichtbaren Früchte seiner Arbeit genießt und sich einfach freut, die eine oder den anderen Ehemaligen wieder begrüßen zu können – zu hören, was schwierig war in der Zeit nach der Therapie, was geholfen hat und wie das Leben weitergegangen ist, das man während des stationären Aufenthalts in der Suchtfachklinik eine Zeit lang intensiv begleitet hat.
„Hallo, du bist ja auch da!“ – Eine freudige Begrüßung zwischen Menschen, die in einer Therapiegruppe mehrere Monate ihres Lebens intensiv miteinander verbracht und Freud und Leid geteilt haben. „Wie geht es dir?“ – Das Ehemaligentreffen ist für viele eine Gelegenheit, nach Jahren einmal wieder zusammenzukommen. Für manche ist es ein Anker, eine Möglichkeit, neue Kraft zu schöpfen – im Kontakt zur Klinik und zu früheren Therapeutinnen und Therapeuten.
Ludwig aus München ist schon zum wiederholten Mal gekommen. Er hat 2003 eine Therapie hier gemacht und es trotz mancher Rückschläge bis heute geschafft, abstinent zu leben. Der regelmäßige Besuch seiner Selbsthilfegruppe hilft ihm dabei. Die Kinder schenken ihm jedes Jahr zum Geburtstag das Wochenende in Bad Hersfeld – inklusive An- und Abreise.
Michaela ist zum ersten Mal dabei. Sie berichtet von Rückfällen und erneuten Entgiftungen, schon bald nach Beendigung ihrer Langzeittherapie. Heute kann sie auf über zwei Jahre Abstinenz zurückblicken. Sie hat es geschafft, die notwendigen Veränderungen in ihrem Leben umzusetzen. Denn eines ist allen Betroffenen klar: Es reicht nicht, „nur“ das Suchtmittel wegzulassen – die eigentliche Arbeit und Herausforderung beginnt erst nach der stationären Therapie. Das Gelernte und Erfahrene muss im Alltag umgesetzt, Rückschläge müssen verkraftet werden, und der Glaube an sich selbst darf nicht verloren gehen.
Dass sich diese Anstrengung lohnt, wurde in den Gesprächen und Begegnungen – und schon allein durch die Präsenz der Ehemaligen – spürbar. Viele verabschiedeten sich mit den Worten: „Dann auf Wiedersehen beim nächsten Ehemaligentreffen!“
Jean-Christoph Schwager
Gruppentherapeut, Leiter Bereich Sucht im Alter
MEDIAN Klinik Wigbertshöhe Bad Hersfeld