Kontakt

Wir freuen uns auf Ihren Anruf unter:

+49 (0)6858 691-0


+49 (0)6858 691-321

Jetzt direkt Ihren Reha-Aufenthalt reservieren:

Aus dem Inland:08000 600 600 100

Aus dem Ausland:+49 (0)6322 950-86890

Ehemaligentreffen 2019

Paul* war vor 15 Jahren zur Therapie in Münchwies. Er lebt in Bayern, rund 500 km weit entfernt. Dennoch kommt er jedes Jahr zum Jahrestreffen der Ehemaligen. Sein Zimmer in einer Pension im Nachbarort bucht er immer schon für das kommende Jahr im Voraus. Er investiert gerne Zeit und Geld um an den Treffen dabei sein zu können. Die Begegnungen geben ihm Kraft und es sei immer auch ein bisschen das Gefühl damit verbunden wieder zuhause zu sein. Hier in der Klinik, sagt Paul, habe sein Leben an einem schwierigen Punkt eine entscheidende Wendung genommen. Er ist krankhafter Glücksspieler und hat bis zur Therapie all sein Geld in Automaten geworfen, sich darüber hoch verschuldet, seine Beziehungen und seine Arbeit vernachlässigt. Nach der Zeit in der Klinik hat er sich einer Selbsthilfegruppe angeschlossen und dort seine Abstinenz gesichert. Für Paul ist klar, dass er immer süchtig bleibt, auch wenn er jetzt seit so vielen Jahren stabil abstinent lebt. Seither läuft in seinem Leben eigentlich auch alles rund.
In einer der Gesprächsgruppen, die ein fester Bestandteil des Ehemaligentreffens sind, erzählte Paul von einem sehr persönlichen Erlebnis aus den vergangenen Wochen. Er hat einen Brief bekommen, „von irgendeiner Lottogesellschaft“. Dort habe man ihn – ja, gerade ihn, in seiner Straße, in seinem Ort, einen Gewinn von 1,2 Mio. Euro in Aussicht gestellt. Er müsse sich jetzt nur noch melden, alles andere sei quasi nur noch Formsache. Und schlagartig, so erzählt Paul, habe sich das längst überwunden geglaubte Suchtverhalten wieder mit voller Wucht gemeldet. Natürlich hielt sein Verstand dagegen, sei ihm bewusst gewesen, dass das doch nur ein billiger Werbetrick sei, er nicht wirklich 1,2 Mio. gewonnen habe. Aber was, wenn doch? Wenn nach all den Jahren des Spielens und Verlierens, nach der Zeit der gelungenen Abstinenz, nun Fortuna ihn ausgewählt hätte? Mehrere Tage sei das so gegangen. Er habe sich in dieser Zeit auch niemandem anvertraut. Heute sagt er, dass er noch nie in all den Jahren so kurz vor einem Rückfall gestanden habe. Dann sei ihm allerdings eine Situation aus seiner Therapie vor 15 Jahren eingefallen. Ein Gespräch mit seinem Therapeuten, mit dem er damals über „Versuchungssituationen“ geredet habe. Die Erinnerung sei ganz lebendig gewesen und darüber habe sich der innere Druck gelöst, das „Rückfallgespenst“ habe sich wieder verflüchtigt. Sein Verstand habe sich wieder einschaltet und er habe sich auch die vielen guten Erfahrungen der Glücksspielabstinenz zurückgerufen. Und irgendwie sei es dann wieder gut gewesen. Aber er habe das hier alles erzählen, sich seinen „Beinahe-Rückfall“ von der Seele reden müssen.
Solche Erfahrungsberichte sind keine Einzelfälle. Sie gehören zu den Ehemaligentreffen dazu – und helfen damit nicht nur den Betroffen. Auch für die Therapeutinnen und Therapeuten sind dies wichtige Erkenntnisse zum Krankheitsverlauf, vor allem aber ermutigende Bestärkungen für die tägliche Arbeit. Deshalb ist es wichtig die Treffen zu organisieren, zuzuhören, zu bestärken und voneinander zu lernen.
Nicht wenige der Besucher nutzen den Termin aber auch, um sich über die Möglichkeit einer Auffang- oder Festigungsbehandlung zu erkundigen. Dann sind oft „Navigationshilfen“ gefordert, um den erneuten Weg in die Reha zu finden und nicht zuletzt auch die Ermutigung zu erhalten, sich noch einmal in Therapie begeben zu können. Eingebunden sind diese Erfahrungen in ein Programm, zu dem die Ehrung der Jubilare ebenso gehört, wie die verschiedenen Gesprächsgruppen, die Angebote der Sport- und Ergotherapie, das Vergnügen beim Abendprogramm und beim anschließenden Tanzen in der Disco. Der Sonntag startet dann traditionell mit einem Zeltgottesdienst  und endet am Nachmittag mit dem „Offenen Mikrofon“.
Begegnung ist das Fundament auf dem Veränderung, Entwicklung und Gesundung möglich sind.
Das hat das diesjährige Ehemaligentreffen einmal mehr belegt.
Wer im nächsten Jahr wieder kommen will, ist bereits jetzt herzlich eingeladen. Das nächste Treffen findet am 6. und 7. Juni 2020 statt. Und Paul hat seine Teilnahme bereits zugesagt und das Zimmer in der Pension schon mal reserviert.

 (* Namen geändert)

+49 (0)6858 691-0Kontakt