Anlässlich des bundesweiten Aktionstages gegen Glücksspielsucht am 26. September warnen Ärzte und Psychologen des größten deutschen Therapieanbieters MEDIAN vor einer Verharmlosung von Sportwetten, insbesondere vor den in Deutschland verbotenen Online-Sportwetten. „Wir registrieren in den vergangenen Jahren in allen 16 speziellen Therapieeinrichtungen von MEDIAN eine stetig wachsende Zahl pathologischer Glücksspieler, bei denen Sportwetten eine Rolle spielen. Und die Tendenz ist weiter steigend“, so Dr. rer. nat. Volker Premper, Leitender Psychologe an der MEDIAN Klinik Schweriner See in Lübstorf. Allein in dieser u. a. auf Abhängigkeitserkrankungen und pathologisches Glücksspielen spezialisierten Klinik vervierfachte sich die Zahl der betroffenen Patienten von 2008 bis 2017. „Obwohl die meisten Formen von Sportwetten in Deutschland eigentlich illegal sind, nimmt die Vielfalt der Wettmöglichkeiten insbesondere durch im Ausland betriebene Internetplattformen weiter zu“, so der Psychologische Psychotherapeut. „Glücksspieler können weltweit rund um die Uhr nicht nur auf reale Sportereignisse wetten sondern zum Beispiel auch auf e-sports-Ereignisse und fantasy-sports-Ergebnisse.“
Die Symptome des problematischen Wettverhaltens sind dabei ähnlich denen an Geldspielautomaten und mit anderen Abhängigkeitserkrankungen vergleichbar. „Am Anfang steht das sichere Gefühl, sich mit dem Sport auszukennen und das Risiko zu beherrschen“, so Dr. Premper. „Aber das ist eine Illusion, denn der Gewinn bleibt letztlich eine Frage des Zufalls und die Zahl der Verlierer sehr hoch. Gewinne bei geringen Geldeinsätzen führen zu ersten Glücksgefühlen. Um sie zu wiederholen, nehmen Spieldauer und riskante Einsätze zu. Verluste häufen sich an. Eine rasante Aufholjagd soll das wachsende Minus ausgleichen und führt direkt in die Abwärtsspirale.“ Die im Juni veröffentlichte Repräsentativbefragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) „Glücksspielverhalten und Glücksspielsucht in Deutschland 2017“* zeigt, dass im Jahr rund 1,4 Millionen Menschen in Deutschland auf ein sportliches Ereignis wetten. Besonders junge Männer interessieren sich für Sportwetten: 5,7 Prozent der 16- bis 25-Jährigen haben bereits Erfahrungen gemacht und rund 20 Prozent von ihnen setzten mindestens einmal wöchentlich Geld auf Sportereignisse. Nach den Ergebnissen der Studie, die alle zwei Jahre durchgeführt wird, gelten aktuell in Deutschland 326.000 Menschen als problematisch und 180.000 als pathologisch Spielende.
Bei MEDIAN, dem bundesweit größten Therapieanbieter, werden in jedem Jahr rund 1.100 Patienten mit der Diagnose „Pathologisches Glücksspielen“ behandelt. Das ist nach Schätzungen knapp die Hälfte aller in Deutschland stationär Behandelten. „Der Weg aus der Glücksspielsucht ist schwer. Betroffene, die zu uns kommen, haben häufig psychosomatische Störungen und Depressionen, sind oftmals abhängig von Alkohol oder Drogen und haben nicht selten Suizidversuche hinter sich“, so Dr. Volker Premper. „Dazu kommen oft gravierende familiäre, berufliche und finanzielle Probleme bis zur völligen Überschuldung.“ Die Zahl derer, die ein riskantes Glücksspielverhalten betreiben, das leicht zu einem Pathologischen Glücksspielen werden kann, dürfte nach Schätzungen der Experten von MEDIAN sehr hoch sein. Sie raten deshalb allen Betroffenen, aber auch Angehörigen und Freunden, sich rechtzeitig zu informieren und Hilfe zu holen. Als eine Anlaufstelle und zur ersten Information über Glücksspielsucht gibt es im Internetauftritt von MEDIAN eine Seite, die einen kurzen Selbsttest bietet und Links zu behandelnden Kliniken und Therapiezentren auflistet. Sie ist zu finden unter
Weitere Informationen:
* Die BZgA-Repräsentativbefragung „Glücksspielverhalten und Glücksspielsucht in Deutschland 2017“ finden Sie unter: https://www.bzga.de/forschung/studien-untersuchungen/studien/gluecksspiel/