Die aktuelle Corona-Pandemie birgt neben dem Risiko an Covid-19 zu erkranken auch die Verstärkung von Einsamkeit und Langeweile sowie die Entstehung von Ängsten. Mangelnde Ablenkung, mangelnde berufliche Verpflichtungen, mangelnde soziale Unterstützung, sowie die zuvor erwähnten psychischen Belastungen können den Suchtmittelkonsum fördern und Abhängigkeitserkrankungen verursachen. Ziele der Suchtrehabilitation in der Rehaklinik nach Corona sind je nach Art der Erkrankung z.B. Suchtmittelabstinenz oder der Verzicht auf den pathologischen PC-Internetgebrauch und pathologisches Glücksspielen. Die Dauer der Suchtrehabilitation beträgt je nach Abhängigkeitserkrankung zwischen 12 und 15 Wochen.
Im Rahmen der Sucht-Post-Corona-Reha werden Abhängigkeitserkrankungen wie Alkoholabhängigkeit, Medikamentenabhängigkeit, Drogenabhängigkeit, Glücksspielsucht sowie PC- und Internetsucht behandelt, die im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie entstanden oder schwerwiegender geworden sind.
Nicht jedes regelmäßige oder riskante Trinkverhalten deutet auf eine Alkoholabhängigkeit hin. Dennoch gibt es verschiedene Kennzeichen, anhand denen man eine Alkoholabhängigkeit feststellen kann. Dazu zählen Wirkungsverminderung bei gleicher Trinkmenge, die Vernachlässigung von Interessen und Verpflichtungen sowie die Akzeptanz einer Selbstschädigung durch den Alkoholkonsum. Insbesondere bei sehr starkem Trinken sowie dem Versuch, den Alkoholkonsum zu verheimlichen, liegt vermutlich eine Alkoholproblematik vor.
Durch die Umstände der Covid-19-Pandemie oder durch eine Corona-Infektion können Rückfälle nach vorangehender Suchtmittelabstinenz gefördert werden. Auch ist es möglich, dass der Griff zur Flasche aufgrund des vermehrten Aufenthaltes zu Hause, verringertem sozialen Kontakt und Ängsten in Bezug auf die Pandemie als Ausweg aus Langeweile oder emotionaler Belastung gesehen wird. Im Mittelpunkt der Therapie steht daher neben der Erlangung einer Alkoholabstinenz das Erlernen von Bewältigungsstrategien, um Ängste und Sorgen, die mit der Covid-19-Pandemie assoziiert sind, ohne Alkoholkonsum verarbeiten werden können.
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Die Covid-19-Pandemie befördert Ängste unterschiedlicher Art: Sorgen bezüglich einer Ansteckung, der Gesundheit von nahestehenden Personen, Arbeitsverlust oder Freundschaftsauflösung. Diese Ängste können wiederum zu Schlafstörungen führen, weswegen manche Personen zu Beruhigungs- oder Schlafmittel greifen oder Antidepressiva zur besseren Kontrolle von seelischen Belastungen einnehmen. Werden diese Medikamente für eine längere Zeit eingenommen, besteht die Gefahr einer Suchtentwicklung. Da sich Tablettensucht häufig im Bereich einer Niedrigdosisabhängigkeit bewegt, kann die Grenze zwischen medizinischer Einnahme und Tablettensucht verschwimmen. Medikamentenmissbrauch liegt vor, wenn die Medikamente länger als verordnet oder in größerem Umfang ans verordnet eingenommen werden, jedoch (noch) keine Suchterkrankung vorliegt. Von einer Medikamentenabhängigkeit spricht man, wenn die Medikamenteneinnahme zur Beeinflussung des eigenen Wohlbefindens erfolgt, ohne dass erkennbare Beschwerden vorliegen.
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Die Umstände der Covid-19-Pandemie können zu einer psychischen Destabilisierung führen, was vor allem bei drogenabstinenten Personen zu Rückfällen führen kann. Weiterhin besteht die Gefahr der Entwicklung einer Abhängigkeit, indem der Gebrauch von Substanzen zur Linderung von Ängsten oder als „Ersatz“ für zwischenmenschliche Geselligkeit fungiert.
Ein Kriterium für eine Drogenabhängigkeit ist ein Gefühl des Zwangs zum ständigen Konsum von Substanzen. Weitere Symptome sind psychische und körperliche Entzugserscheinungen sowie Kontrollverlust über den Konsum. Die Folgen dieser Abhängigkeitserkrankung können neben gesundheitlichen Folgen zu negativen Konsequenzen in allen Lebensbereichen führen.
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Die Möglichkeit, sich bei pathologischem Glücksspiel Beratung und Hilfe zu holen, hat sich während der Pandemie erheblich reduziert. Andererseits haben sich persönliche Probleme, wirtschaftliche Sorgen und Ängste aller Art deutlich vermehrt. Glücksspielen bietet in diesen Fällen die Möglichkeit zur vorübergehenden Ablenkung, auch von Covid-assoziierten traumatischen Erfahrungen. Doch was als Ablenkung vom Alltag, Sorgen und Problemen mit dem Traum vom großen Geld beginnt, kann schnell in Geldnot und Spieldruck, das verlorene Geld wieder zu beschaffen, münden. Der Kick beim Gewinn geringer Geldmengen wird plötzlich von einer Abwärtsspirale des Geldverlusts, Frustration und im Äußersten sogar finanzielle Existenzangst. Damit es nicht so weit kommt, muss Glücksspielsucht frühzeitig erkannt und behandelt werden. Denn die finanziellen Nöte können weitreichende Folgen für Betroffene und deren Angehörige haben, wie Alkohol- und Drogenmissbrauch, Arbeitsplatzverlust, Verschuldung bis hin zu Wohnungsverlust.
Das breite Angebot an Glücksspielen im Internet ermöglicht es, dem Bedürfnis nach einem „Kick“ auch während eines Lockdowns nachzugehen, ohne die Wohnung verlassen zu müssen. So kann sich ein krankhaftes Glücksspielen umso schneller entwickeln oder verschlechtern. Auch können Rückfälle bei zuvor abstinenten Glückspielern provoziert werden.
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Eine PC- und Internetsucht äußert sich durch einen exzessiven Gebrauch von Computer und Smartphone, wodurch Schule oder Beruf, Familie, Freunde und die eigene Gesundheit zugunsten des Internetgebrauchs vernachlässigt werden. In Zeiten eines Covid-19-assoziierten Lockdowns kann es wiederum passieren, dass reale soziale Kontakte entgegen dem Wunsch der Betroffenen reduziert werden (müssen), weswegen zunehmend Internetangebote genutzt werden, um mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Zusätzlich dient ein erhöhter Medienkonsum als Ablenkung von der sozialen Isolierung sowie den durch die Pandemie hervorgerufenen Ängsten. Diese Faktoren begünstigen die Ausbildung eines pathologischen PC- und Internetgebrauchs.
Ein pathologischer Internetgebrauch umfasst exzessives Chatten, Surfen, Streamen und Gamen. Von einer pathologischen Internetsucht wird gesprochen, wenn Betroffene 70 Stunden oder mehr in der Woche am Computer oder Smartphone verbringen oder bis zu 30 Stunden am Stück im Internet verbringen. Beides kann das soziale Gefüge, den Arbeitsplatz und die Gesundheit der Betroffenen nachhaltig gefährden. Auch eine Überidentifikation mit der Internetdarstellung der eigenen Person in Form eines Avatars ist für eine PC- und Internetsucht charakteristisch, während die reale eigene Person als unattraktiv empfunden wird.
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Ziel der Suchtrehabilitation je nach Erkrankung:
Voraussetzungen für die Suchtrehabilitation: